In diesem Jahr, am Gründonnerstag, war es in St. Johannis wieder einmal so weit. Nach Wegfall jedweder pandemiebedingter Beschränkung durften wir in unserer Kirche im Gottesdienst das Tischabendmahl mit der anschließenden Liturgie der Nach der verlöschenden Lichter feiern.
Unter der gefühlvollen und sehr angemessenen Leitung von Pfarrerin em. Birgitt Adolph wurde in Erinnerung an das letzte gemeinsame Abendmahl Jesu, im Altarraum unserer Kirche, mit den anwesenden Gottesdienstbesuchern zunächst das Tischabendmahl mit Brot und Wein gefeiert. Allein dieser Teil des Gottesdienstes ließ es zu, den gedanklichen Rückgriff auf eben das letzte Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern*innen in Jerusalem schnell zu schaffen.
Das Abendmahl, bei dem Jesus bereits wusste, dass er verraten wurde und dass er sterben wird. So hatte es auch bereits der Evangelist Johannes beschrieben: „Vor dem Passafest erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ging zum Vater.“
Im Anschluss feierten die Anwesenden „die Nacht der verlöschenden Lichter“. Eine Sprechmotette für den Gottesdienst am Gründonnerstag.
Damit greift man auf eine Tradition zurück, über die bereits Dietrich Bonhoeffer in einem Brief aus dem Jahre 1944 an seinen Freund Eberhard Bethge schreibt: „Wenn du Gelegenheit hast, in der Karwoche nach Rom zu kommen, so würde ich dir raten, am Gründonnerstag den Nachmittagsgottesdienst in St. Peter mitzumachen. Am Gründonnerstag findet das Auslöschen der 12 Kerzen am Altar als Symbol der Flucht der Jünger statt, bis in dem riesigen Raum nur noch die eine Kerze in der Mitte – Christus - brennt.“
Auch bei uns wurden an diesem Abend 12 Kerzen gelöscht, als Zeichen, dass Jünger und Jüngerinnen Jesus verlassen haben. Vorher äußerten einige von ihnen ihre Gedanken und Gefühle nach Jesu Verhaftung; vorgetragen von Gemeindemitgliedern. Am Schluss brannte nur noch die Christuskerze zum Zeichen dafür, dass Gott das „Licht der Welt“ nicht zurücknehmen wird, auch wenn alle Welt ihm den Rücken kehrt und ihn verlässt. Am Ende des Gottesdienstes verließen die Anwesenden still und leise die abgedunkelte Kirche in Richtung des Karfreitags. Und mit Sicherheit war bei vielen der Gedanke dabei an das, was Jesus in der kommenden Zeit am Kreuz widerfahren wird; über Leid und Schmerz und über seinen Tod. Aber sicherlich waren dort auch Gedanken über die Auferstehung und alldem was da noch kommen wird und was noch sein wird und ist; und natürlich somit auch über Ostern.
Ja, es war für viele Anwesende im Gottesdienst kein neuartiger Gottesdienst, keine neue Liturgie, auch nicht für den Verfasser dieser Zeilen. Aber es war wieder etwas Besonderes. Etwas, was auch weiterhin in die Zeit passt, auch wenn es eine schon etwas ältere Tradition hat. Und es sind diese Traditionen, die es gilt zu wahren und immer wieder zur rechten Zeit zu feiern. Ich zumindest bin froh und dankbar, dass wir auf diese Form des Gottesdienstes und mit dieser Liturgie wieder zurückkommen durften. Und so ging es auch vielen anderen Gottesdienstbesuchern; die, die dies das erste Mal und die, die dies zum wiederholten Mal erlebt hatten.